„Schafft Euch Erinnerungen!“ So oder so ähnlich lautete der Titel der Abschlussrede, die ein Lehrer meiner Tochter Ronja vor Jahren bei ihrer Abiturfeier hielt. „Genau das ist es!“ dachte ich, als ich seiner Rede folgte. Erinnerungen bleiben, wenn der Kopf mitspielt, ein Leben lang erhalten. Materielle Dinge kommen und gehen und bedeuten am Ende wenig. Es sind die Dinge, die wir in unserem Leben erfahren und erlebt haben, die haften bleiben. Nicht alle davon sind positiv, auch die negativen Ereignisse hinterlassen ihre Spuren, und auch dies gehört wohl zu einem Leben dazu. Reisen gehören für mich durchweg zu den positiven Erinnerungen. In der Kindheit ging es mit den Eltern ins Ferienhaus nach Dänemark. Mit 16 trampte ich mit einem Freund vier Wochen bis nach Nordnorwegen und Schweden. Seitdem hat mich die Lust zu Reisen nicht mehr losgelassen.
Die letzten 6 Monate und fast 3000 Seemeilen gehören nun auch zu meinem und Dianas immer weiterwachsendem gemeinsamen „Erinnerungskonto“ und haben dieses sehr bereichert. Wir haben viele schöne Häfen und Orte besucht, Landschaften und Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet, viele freundliche Menschen kennengelernt, und uns mit einigen angefreundet.
Was waren unsere Highlights? Für mich zunächst einmal Hamburg. Diese Stadt fasziniert mich schon seit meiner Kindheit. Dann Helgoland mit den Vogelkolonien, allen voran die Basstölpel mit den gerade geschlüpften Jungen. Die Kegelrobben auf der Helgoländer Düne. Die kleinen Kanäle der ‚Staande Mastroute‘ in den Niederlanden mit den schönen Häusern und Gärten, die diese einrahmen. Wohl mit am besten gefallen hat uns die Normandie und die Bretagne, also Frankreichs Norden entlang des englischen Kanals und bis zur Biscaya. Wunderschöne Landschaften und kleine Küstenorte, sehr freundliche Menschen und fantastisches Essen. Gerne hätten wir auch die Kanalinseln besucht, aber das war wegen der geltenden Quarantäneregeln diesmal nicht möglich. Bestimmt klappt es auf dem Rückweg. Es gibt noch so viel zu sehen und zu entdecken!
Porto und Lissabon, welche Stadt ist schöner, welche interessanter? Anfangs waren wir beide der Meinung „Porto!“, aber mit jedem Tag in Lissabon wurde die Entscheidung schwieriger. Beide Städte haben ihren Charme und sind nur schwer zu vergleichen. Für uns hatten jedoch die kleinen Ortschaften auf unserem Weg den größeren Reiz.
3000 Seemeilen – da zeigt sich das Meer von vielen Seiten. Zwischen Flaute und Starkwind war alles dabei. Natürlich kam der Wind oft nicht aus der optimalen Richtung und auch der Motor war im Einsatz, wenn es nicht anders ging oder wir einfach ankommen wollten, statt ewig zu kreuzen. Bei Flaute und ruhiger See war es leicht, Meeresbewohner zu entdecken, die zufällig in der Nähe waren.
Wir sahen fast täglich Delphine, manchmal auch Robben, gelegentlich einen Mondfisch, sogar zwei Schildkröten nahe Lanzarote. Nichts davon ist planbar, vieles bleibt sicherlich unentdeckt, aber es ist immer eine schöne Überraschung. Wir nennen diese Begegnungen unseren „Catch of the Day“. Als begeisterter Sporttaucher frage ich mich oft, was so alles unter der Oberfläche verborgen bleibt.
Einige Crews, die wie wir von Nordwest Spanien Richtung Algarve unterwegs waren, hatten Begegnungen mit Orcas. Eigentlich ein Grund zur Freude, nur leider schien sich eine Orca-Familie darauf spezialisiert zu haben die Ruderanlagen von Booten zu demolieren. Etliche Segler mussten abgeschleppt werden und teure Reparaturen vornehmen lassen. Wir waren ganz froh, am Ende keinen Orcas begegnet zu sein.
Auf der letzten Etappe, also zwischen Lagos und Lanzarote, segelten wir nicht weit von der afrikanischen Küste entfernt. Hier bestand die Möglichkeit, auf Flüchtlingsboote zu treffen, die immer häufiger versuchen, die Kanarischen Inseln zu erreichen. Man mag unterschiedlicher Meinung sein, was die Motive der Menschen angeht. Sind es wirklich Flüchtlinge oder vielleicht doch eher Migranten? Was ist ein legitimer Fluchtgrund? Werden sie am Ende Asyl erhalten oder in ihre Heimatländer zurückgeschickt?
Davon unabhängig sind es Menschen, die sich auf meist überladenen und oft nicht seetüchtigen Booten in Lebensgefahr befinden. Wir hatten vorab vom Piraterie-Präventionszentrum der Bundespolizei in Neustadt/Holstein sehr gute Informationen und Verhaltensempfehlungen erhalten, falls es zu einem Kontakt mit einem Flüchtlingsboot kommen sollte und wie man Hilfe leisten könnte, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Hierfür herzlichen Dank nach Neustadt! Glücklicherweise sind wir keinem Boot begegnet, aber haben wir möglicherweise eines übersehen, welches unsere Hilfe gebraucht hätte? Kein schöner Gedanke.
Dass wir trotz der sich entwickelnden Corona-Pandemie mit einigen Wochen Verspätung Anfang Juni unsere Segelreise beginnen konnten und mittlerweile die Kanaren erreicht haben, ist vor diesem Hintergrund keinesfalls selbstverständlich. Umso glücklicher und dankbarer sind wir, dass wir im vergangenen Jahr so viele schöne Erfahrungen machen konnten und hoffen, dass dies auch im neuen Jahr weiter möglich sein wird. Momentan planen wir, ab Mitte März für einige Wochen die Kanarischen Inseln zu erkunden und dann, sofern möglich, in Richtung Mittelmeer aufzubrechen. Dort gibt es noch viele schöne Ecken, die wir noch nicht kennen. Wir freuen uns schon jetzt, diese zu entdecken und weitere Erinnerungen zu unserer Sammlung hinzuzufügen.
Hallo Diana und Markus,
sehr oft haben wir eure Reise verfolgt und waren gespannt, wo welcher Hafen der nächste sein wird. Tolle Fotos und interessante Zeilen. Wir wünschen euch für die bald beginnende Fortsetzung viel Spaß, tolle Erlebnisse und das ihr gesund bleibt 🍀😊.
Viele Grüße von Steffen und Janet
Hallo Janet und Steffen,
vielen Dank! Wir freuen uns, dass Euch die Seite gefällt. Am kommenden Sonntag soll es wieder losgehen. Ab Lanzarote wollen wir die Kanaren Insel für Insel besuchen und näher kennen lernen. Danach zieht es uns in Richtung Mittelmeer. Unsere Miss Sophie wartet schon am Steg….
Liebe Grüße
Diana und Markus